Das kleine Presswerk Duophonic in Augsburg

Weltweit kommen Presswerke mit der Herstellung kaum nach, auch in Deutschland müssen Kunden längere Wartezeiten bei der Produktion in Kauf nehmen. Auch bei Duophonic in Augsburg sind die Auftragsbücher voll.

Hinter dem Hauptbahnhof in Augsburg, in einem Hinterhof: das kleine Presswerk, welches seit über zehn Jahren Schallplatten. produziert. Pressung in allen gängigen Auflagenhöhen, wie Kleinstserien und Vinyl-Einzelanfertigungen. Was die anbieten ist innovativ und macht Lust

Bei Musik auf Platte wird die Wertigkeit und die Haptik geschätzt. Man hat was in der Hand, man kann was verpacken, man kann was herschenken, hat was im Regal stehen.

Vor wenigen Jahren wollte die Vinyl-Platten aber kaum noch jemand haben. Doch der Trend hat sich komplett umgedreht: in Pop-Nationen wie England und USA liegt der Marktanteil der Schallplatte schon wieder bei 5 Prozent. Tendenz steigend. Getragen wird der Anstieg von den Nachpressungen. Die Kehrseite der Platte: die wenigen verbliebenen Presswerke wissen nicht mehr, wie sie die Vinyl-Aufträge bewältigen sollen.

David Jahnke, der bei Duophonic für Kundenbetreuung zuständig ist, sagt dazu: “Es ist so, dass weltweit die Kapazitäten ausgelastet sind. Die Herstellungs-Zeiten gehen inzwischen ins Uferlose. Bei uns ist man relativ gut beraten mit 40 Tagen Produktionszeit, sprich zwei Monate. Früher waren es 10 bis 12 Werktage. Und es gibt auch viele Presswerke, die gar keine Neukunden mehr aufnehmen.” Die Presswerke freuen sich auf der einen Seite über den unverhofften Boom, verfluchen aber auch den Trend: sie finden keine Ersatzteile mehr für die Pressmaschinen, die seit 1980 nicht mehr produziert werden. Wenn nun beim Pressen ein Diamant stumpf wird oder eine Nadel bricht, müssen die Leute vom Presswerk extra ins Allgäu zum letzter Schleifer fahren. Aber es lohnt sich.

Vinyl entschleunigt bei der täglichen Hektik und dadurch erlebt man ein bewusstes Musikhören. Man muß aufstehen und die Platte umdrehen. In der Zeit von Streaming-Portalen wollen wir wieder was in den Händen haben, was sammeln – der Mensch ist ein Sammeltier. So wie ich!

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